Der Tag X, der zurückführt, wird nicht kommen

Statt eines traurigen Jahresrückblicks sollten wir nach vorne schauen.

2020 hätte das Jahr der Umwelt werden können. Die Bewegungen gegen den Klimawandel waren kurz zuvor in der breiten Masse angekommen. Der zweite Faktor mit Potenzial war die Jugend. Sie nahm die Straßen ein für ein generelles Umdenken, was Umwelt, Konsum, Ernährung, Arbeitsbedingungen und Werte betrifft. Ihr Einfluss schien endlich zu steigen, doch dann kam alles anders.

Die Geschichte der Menschheit lehrt uns, dass wir nichts von ihr lernen. Oder? Die Pandemie hat die Welt nicht nur für ein Jahr in den Ausnahmezustand versetzt. Man kann sie auch als intensive Warnung verstehen.

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Warum die Pandemie keine Revolution hervorruft

Wenn andere rebellieren, zieht sich Österreich ins Biedermeier zurück.

„Mir reicht’s!“ oder „Jetzt sollten wir wirklich auf die Straße gehen“ sind Sprüche, die seit der Ankündigung des dritten Lockdowns häufig zu hören sind; auch von Personen, die sich politisch kaum als rebellisch einstufen würden. Die Analyse ist einfach: Die Bevölkerung mag nicht mehr. Die Pandemie dauert schon lange, zu viele Jobs sind verloren gegangen, noch viel mehr sind spätestens mit den neuen Maßnahmen in Gefahr. Die wirtschaftlichen Folgen der vielen strauchelnden Betriebe bilden den sichtbaren Teil der Krise, die psychischen Folgen hingegen spielen sich häufig hinter verschlossenen Türen ab. Zu Einsamkeit und Depression gesellt sich nun der Verlust von Hoffnung.

Und doch: Im Gegensatz zu anderen Ländern muss sich die österreichische Regierung nicht besonders davor fürchten, dass viele Menschen auf die Straße gehen oder tatsächlich rebelliert wird. Denn es gibt keine Tradition des politischen Widerstands. Dafür hat vor 200 Jahren Clemens Wenzel von Metternich gesorgt.

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2020 ist kein Jahr der Menschenrechte

Im Schatten der Pandemie bleibt die Gewalt meist unbeobachtet.

Früher nannte man es den CNN-Effekt, jenes Phänomen, dass Ereignisse, die nicht bei diesem Fernsehsender vorkamen, generell nicht wahrgenommen wurden. Das ging so weit, dass die internationale Gemeinschaft sich nicht darum kümmerte, humanitäre Hilfe ausblieb und ebensowenig Spendengelder gesammelt wurden. Was CNN nicht berichtete, blieb dem internationalen Blick meist verborgen.

Die aktuelle Pandemie hat diesen Effekt in anderer Weise wiederaufleben lassen, insbesondere was bewaffnete Konflikte und Menschenrechtsverletzungen betrifft. Im Schatten der Corona-Krise kann fast unbeobachtet gemordet, gefoltert, festgehalten und vertrieben werden.

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Demokratie, Freiheit und Transparenz

Die Demokratie denkt die anderen mit. Das unterscheidet sie von der Freiheit.

Um Nikolaus von Myra ranken sich Legenden, historisch nachweisbare Details und Erfundenes. Manches, von dem man weiß, dass es sich kaum so zugetragen haben kann, wird gerne geglaubt, weil es tröstend ist, dass ein Mensch andere beschützt, vorbehaltlos gut handelt und dennoch nicht unfehlbar ist. Ein Teil der Schönheit der Erzählungen rund um den heiliggesprochenen Nikolaus entspringt der Bedeutung seines altgriechischen Namens, der für „Sieg des Volkes“ steht. Allein dieser Name hat in einem Jahr, in dem der Bevölkerung außergewöhnliche Regeln aufgebürdet wurden, besondere Bedeutung, denn er erinnert an die Bedeutung von Demokratie als die Herrschaft des Volkes.

Die Demokratie denkt die anderen mit. Es gibt keine Demokratie nur für mich selbst. Mit wem will ein Eremit demokratisch agieren? Demokratie braucht eine Gruppe, eine Gemeinschaft, die Bevölkerung.

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