Autorin: Daniela Ingruber
Abstract: Nicht zuletzt aufgrund der Gedenkfeiern zu 100 Jahren Demokratie in Österreich scheint der aktuelle Zustand der Demokratie ein Dauerthema in den Medien und öffentlichen Diskussionen sowie in zahlreichen Untersuchungen zu sein. Häufig wird die Bevölkerung dabei aufgrund von Fragebögen um ihre Meinung gefragt. Weniger oft finden qualitative Befragungen zum Thema Demokratie statt. Hier hakt die aktuelle Studie mit Interviews im Storytelling-Stil ein. Ziel dieser Gespräche ist es, hinter die Antworten der BürgerInnen zu schauen und diese aus ihrer Lebenswelt heraus zu begreifen. Das bedeutet auch, ihre sehr persönliche, zuweilen auch emotionale Bindung zu Demokratie zu beleuchten. Absichtlich geht es um Einzelstimmen, konkrete Erinnerungen und persönliche Verbindungen mit dem Thema Demokratie. Somit soll gezeigt werden, dass Demokratie Teil des individuellen Alltags darstellt.
Im Sommer 2018 fanden die ersten Gespräche mit bisher 27 Personen statt. Erste Ergebnisse zeigen, dass das politische Denken der ÖsterreicherInnen keineswegs nachgelassen hat. Viele halten die Demokratie für das denkbar beste Regierungssystem, wollen dieses aber modernisieren und als ein System im Wandel wahrgenommen sehen. Das Vertrauen in die PolitikerInnen ist eher gering, weswegen ein Großteil der GesprächspartnerInnen in gewisser Weise Sorge um die Zukunft der Demokratie ist. Dennoch wollen die meisten optimistisch bleiben. Sie haben durchaus Wünsche an die Politik, wie sich die Demokratie entwickeln soll – und das bedeutet, sie möchten mehr konkrete Beteiligungsformen, aber auch mehr politische Bildung. Vor allem aber zeigt sich, dass weniger die Spaltung der Gesellschaft für die Befragten problematisch aussieht, sondern dass man aufgehört hat, einander zuzuhören.